Hier ist die Ausschreibung für unser Seminar „Klasse.Macht.Klima – Anti-Klassistische Bestärkung für einen sozial-ökologischen Wandel“ vom 21. bis 27.09.2023 in Niederösterreich. Aktuell gibt es noch wenige freie Restplätze. Wenn du Interesse hast fülle möglichst schnell das Voranmelde-Formular aus.
Du kannst auf die Überschriften klicken, um mehr zu erfahren.
Über das Seminar
Kennst du das Gefühl dich bei Gesprächen und Diskussionen in politische Gruppen wie z.B Klima- & Umweltgruppen fehl am Platz zu fühlen, traust dich deswegen nicht (mehr) zu Treffen oder dein Gefühl zu teilen? Macht es dich wütend, wenn politisch zu wenig getan wird gegen Umweltzerstörung, Abgase, Feinstaub und Fluglärm, und dass diese Belastungen vor allem Menschen mit geringerem Einkommen betreffen? Hast du selbst Erfahrungen gemacht mit sozialer Ungerechtigkeit und/oder Klassismus und möchtest dich mit Anderen darüber austauschen?
In dem Seminar „Klasse.Macht.Klima“ wollen wir uns gemeinsam diesen und ähnlichen Fragen widmen. Im Fokus steht dabei, wie die Diskriminierungsform „Klassismus“ unsere Leben, Beziehungen und Gesellschaft beeinflusst, und wie sie sich auf politische Kämpfe rund um Klima- und Umweltzerstörung auswirkt.
Klassismus beschreibt Diskriminierung aufgrund der sozialen Position. Das ist die Abwertung und Ausgrenzung wegen des Berufs, des Einkommens, der Ausbildung oder der sozialen Herkunft. Konkrete Beispiele für Klassismus sind es, wenn Menschen mit wenig Geld, Menschen ohne Universitätsabschluss oder Kinder von Arbeiter*innen oder Bäuer*innen z.B. deutlich weniger verdienen, in den Medien vereinfacht und abwertend dargestellt werden oder sich die Miete nur in Gegenden leisten können, in denen sie einer sehr hohen Umweltverschmutzung durch beispielsweise Verkehrsabgase ausgesetzt sind. Klassismus ist Grundlage und der ständige Motor für das kapitalistische Wirtschaftssystem, das Mensch und Natur ausbeutet.
Das Seminar soll ein bestärkender und solidarischer Austauschraum sein für Menschen, die von Klassismus betroffen sind und sich für Klima- und Umweltfragen interessieren. Wir wollen uns gemeinsam mit wertschätzenden, kreativen und teilnehmenden Methoden über Klassismus und unsere Erfahrungen austauschen und uns klar machen, dass unsere individuellen Erfahrungen viel mit gesellschaftlichen Strukturen zu tun haben. Dabei schauen wir auch darauf, wie Klassismus und Kapitalismus in unseren Leben und in Klima- und Umweltthemen wirken. Dadurch wollen wir Verbindung, Vernetzung und ein von- und miteinander Lernen schaffen. Wir wollen uns Mut machen, um gemeinsam gegen Isolation, Scham und Ungerechtigkeit aktiv zu werden.
Außerdem wollen wir daran arbeiten, wie wir in diskriminierenden Situationen handlungsfähiger werden. Und daran, wie Klima- & Umweltgerechtigkeitsgruppen klassismus-sensibler gestaltet und aktiv werden können. Gemeinsam wollen wir Antworten finden auf Fragen, die zentral sind für einen sozial-ökologischen Wandel.
Hard Facts – Logistik, Ort, Kosten…
Wann? 21.-27.09.2023 (Start: 21.09. ca. 18 Uhr, Ende: 27.09. ca. 10 Uhr)
Wo? Stift Göttweig bei Krems a.d. Donau in Niederösterreich, öffentlich erreichbar. (der katholische Prunk wirkt verständlicherweise abschreckend, es war für uns aber ein bezahlbarer Ort, den wir uns im Sinne des Anti-Klassismus dann wohl etwas aneignen müssen)
Wer? Menschen, die von Klassismus betroffen sind (siehe: An wen richtet sich dieses Seminar)
Team: Referent*innen der Bildungskollektive radix (https://kollektiv-radix.at/ ) und Bildung für utopischen Wandel (http://buwa-kollektiv.de/). Das Team ist ebenfalls von Klassismus betroffen (gewesen).
Kontakt: Du erreichst das Seminarteam für Nachfragen und Anmerkungen unter cos@buwa-kollektiv.de
Kosten: alle Kosten inklusive Verpflegung, Übernachtung sowie Anreisekosten können übernommen werden.
Anreise & Fahrtkosten: Die Anreise erfolgt selbstständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Fahrgemeinschaften. Kosten für Flugreisen werden nicht erstattet. Die ungefähren Erstattungssummen sind: 10 – 99km: 50€ | 100 – 499km: 200€ | 500 – 2000km: 300€
Sollte eine Reise mit diesen Erstattungssummen nicht möglich sein oder das Vorstrecken der Fahrtkosten schwierig sein kommt nach Annahme gerne auf uns zu und wir finden eine gemeinsame Lösung.
Zugang und Barrieren: Die Seminarräumlichkeiten Schlafräume und Klos sind barrierefrei zugänglich. Eine barrierefreie Dusche gibt es leider nicht (Konkrete Angaben auf Anfrage).
Sprache: Das Seminar findet in deutscher Sprache statt. Schreib uns gerne in der Anmeldung, wenn das ein Problem für dich ist.
Kinder: Aufgrund der finanziellen und logistischen Bedingungen (Mehrbettzimmer) können wir leider keine fixe, durchgängige Kinderbetreuung bereitstellen. Wir können aber gerne gemeinsam über andere Möglichkeiten nachdenken, wie deine Teilnahme möglich ist, wenn du Kinder hast.
Unterkunft: Das Seminar findet im Jugendhaus des Stift Göttweig statt. Die Unterkunft erfolgt in einfachen Verhältnissen in größeren Mehrbett-Zimmern (6, 10 und 12-Betten-Zimmer). Es gibt auch die Möglichkeit im eigenen Zelt zu übernachten.
Verpflegung: Die Verpflegung wird vom Leitungsteam organisiert, es wird pflanzenbasierte, vegane Mahlzeiten (evtl. mit vegetarischen Optionen) geben. Care Arbeit ist für uns ein wichtiger Teil von sozial-ökologischen Wandel. Auch deshalb wird sich die Gruppe an der Zubereitung der Mahlzeiten in Kleingruppen beteiligen.
Klima & Klassismus?
Sowohl global als auch lokal gesehen sind armutsbetroffene Menschen und Personen mit niedrigen Bildungsabschlüssen am stärksten von Umweltzerstörung und Auswirkungen der Klimakrise betroffen, obwohl sie am wenigsten dazu beitragen. Diese Ungerechtigkeit wird im lokalen Kontext immer wieder ersichtlich, z.B. wenn Menschen in benachteiligten Stadtvierteln Hitzewellen und Autolärm kaum entgehen können oder wenn Fluglärm und industrielle Umweltverschmutzung besonders Menschen mit weniger Einkommen betrifft. Gleichzeitig wird die internationale Klima Politik, aber insbesondere auch die Klima-Bewegung im deutschsprachigen Raum häufig von weißen, privilegierten und bürgerlichen Menschen geprägt. Viele Forderungen und Ideen rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben bisher soziale Gerechtigkeit kaum oder zu wenig mitgedacht (z.B. CO2-Steuer; Förderung von Elektroautos statt öffentlicher Nahverkehr). Es ist ungerecht und problematisch, wenn Menschen aus bestimmten Bevölkerungsgruppen aus wesentlichen Zukunftsfragen und Forderungen ausgeschlossen werden. Mehr Infos dazu findet ihr auch hier auf unserer Website.
Inhalte & Methoden
Hier ein erster Überblick über Themen, die wir gerne beim Seminar behandeln wollen. Der genaue Seminarplan wird noch ausgearbeitet und bezieht dann auch Wünsche und Anregungen der gesamten Gruppe mit ein :
- inhaltlicher Einstieg Klassismus & Klima/Umweltgerechtigkeit & Kapitalismus
- Austausch zu eigenen Klassismus Erfahrungen in der Klima- und Umweltgerechtigkeitsbewegung sowie anderen politischen Gruppen
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Auseinandersetzung mit eigener Biographie, unseren Positionen in der Gesellschaft und unseren (Diskriminierungs-) Erfahrungen
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Zusammenhang von Klassismus mit anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus und Ableismus (Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen)
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Erarbeiten von Ideen und Forderungen wie Klimapolitik und -Aktivismus Klassismussensibler gestaltet werden kann
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gemeinsames Erträumen von Klima- und Klassengerechten Utopien
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Vernetzung und Wissens-/Erfahrungsaustausch zwischen den anwesenden Menschen und Gruppen
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Geschichte und Beispiele von antiklassistischen Kämpfen und Widerstand
Dabei nutzen wir verschiedene interaktive, partizipative und ermächtigende Methoden wie z.B. Gruppenarbeiten, Impuls-Schreiben, Collagen, Theater der Unterdrückten, Zine-Erstellung (ein Zine ist ein kleines Minibüchlein), Körper- und Bewegungsarbeit, Materialausstellung, World Café und mehr.
An wen richtet sich dieses Seminar?
Das Seminar richtet sich an Menschen, die von Klassismus betroffen sind. Das heißt an alle, die mit wenig „Ressourcen“ (sei es Geld, Bildung, soziale Kontakte) ausgestattet wurden und deshalb in irgendeiner Weise Klassismus erlebt haben, oder erst gerade lernen, dass sie es erlebt haben (sei es direkt durch Menschen oder die Strukturen der Gesellschaft). Das kann sich also sowohl auf die aktuelle Klassenposition beziehen (also deine aktuelle Situation) oder auch auf deine Klassenherkunft (= aus welchem Umfeld kommst du, wie viele Ressourcen hatte deine Familie).
Fragst du dich ob du beim Seminar richtig bist? Wenn eine oder mehrere der folgenden Aussagen auf dich zutrifft bist du hier genau richtig:
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ich bin Arbeiter*innenkind
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ich bin unfreiwillig lohnarbeitslos
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ich habe kein Vermögen und muss für meinen Lebensunterhalt komplett selbst sorgen
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Ich habe keinen Schulabschluss
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Ich habe eine nicht-akademische Berufsausbildung gemacht (zB. Lehre)
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ich bin in prekären Verhältnissen aufgewachsen, daheim war es oft knapp
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ich bin (teilweise) in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe aufgewachsen / Ich bin Care Leaver
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ich habe in meiner Familie Lohnarbeitslosigkeit direkt mitbekommen
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meine Eltern konnten nicht studieren
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ich bin in meiner Familie die erste Generation, die Zugang zur Universität haben kann
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ich bin oder war von Armut betroffen
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ich trage viel unbezahlte Sorgearbeit und kann deshalb z.B. gar nicht Vollzeit arbeiten
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ich lebe in prekären Verhältnissen und habe das nicht selbst gewählt
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Ich war oder bin von Wohnungslosigkeit betroffen
Betroffenheit von Klassismus zu definieren und einzuordnen ist gar nicht so leicht, es gibt z.B: auch einige Menschen, die sich zwischen vielen Stühlen fühlen. Frage im Zweifel bei uns nach.
Unser Anliegen ist mit dem Seminar Solidarität innerhalb der Armuts- und Arbeiter*innenklasse in einem weiten Sinne zu stärken, gerade in dem wir auch die unterschiedliche Herkünfte und Formen der Betroffenheiten von Klassismus anerkennen.
Das Seminar als „Safer Space“?
Beim Seminar sprechen wir über strukturelle Diskriminerung und unsere eigenen Erfahrungen, was auch emotional werden kann. Wir alle haben dabei unterschiedliche Hintergründe und gesellschaftliche Positionen. Uns ist daher wichtig einen Rahmen zu schaffen, in dem sich alle am Seminar Beteiligten wohl fühlen und es die Möglichkeit zum Austausch von Diskriminierungserfahrungen, zur kritischen Selbstreflektion, z.B. über die eigenen Privilegien und dennoch den Raum sich gegenseitig zu empowern gibt. Daher wird von den Teilnehmenden eine gewisse Bereitschaft und Offenheit erwartet, sich auf die Thematik einzulassen. Wir betrachten das Themenfeld aus einer diskriminierungskritischen Perspektive und legen neben Klassismuskritik auch größeren Wert auf antirassistische und queerfeministische Ansätze.
Anmeldung
Aktuell gibt es noch wenige freie Plätze. Wenn du Interesse hast melde möglichst bald das Voranmeldeformular aus und wir kommen dann bald auf dich zu: https://cloud.freiheitswolke.org/apps/forms/s/a44PWmRj9kfy5G62kEoW3Wck
Für uns, das Projekt und die Gruppe ist es sehr wichtig, dass wir zuverlässig planen können wer dabei ist. Wir erwarten deshalb nach unserer Zusage eine verbindliche Zu- oder Absage von dir.
Dieses Seminar ist Teil des Projektes Climate of Solidarity (CoS). In diesem Projekt entstehen Bildungsmaterialien, Austauschmöglichkeiten und Bildungsangebote zum Themenfeld Klimagerechtigkeit & Klassismus. Mehr Infos dazu gibt es hier.